Samstag, 25. April 2009

9th Annual American Indian Pow Wow

Jetzt leben CIRF seit ueber einem Jahr in der Neuen Welt und haben bis heute noch nicht einen einzigen echten Indianer zu Gesicht bekommen; zumindest keinen, den sie als solchen erkannt haetten. Es wurde Zeit, dass sich dies aendert. Die Gelegenheit dazu bot das American Indian Pow Wow, das gluecklicherweise nicht tausende Meilen entfernt im Wilden Westen stattfand, sondern in Virginia Beach. Ein Pow Wow war eigentlich ein Treffen der Stammesaeltesten oder gelegentlich auch ganzer Staemme, jetzt werden aber nahezu alle Treffen, Feste und Folkloreveranstaltungen der Native Americans – der Indianer – als Pow Wow bezeichnet.



Der erste Eindruck war dann auch weniger durch Indianerzelte oder aehnliches gepraegt, sondern durch hunderte von Pickups, SUV, etc. Die eigentliche Festwiese hatte vielleicht ein Drittel der Groesse des Parkplatzes. Neben Staenden mit diversen indianischen Kunsthandwerk gab es den Tanzplatz als unumstrittenes Zentrum des Pow Wow. Mitten auf der Wiese und ohne jeglichen Schatten.









Statt der auch bei diesem Pow Wow zumindest an allen Verkauffstaenden allgegenwaertiger Dreamcatcher zeigten Angehoerige unterschiedlichster indianischer Staemme, die CIRF logischerweise nicht unterscheiden konnten, traditionelle Taenze zu ebensolcher live gespielter Trommelmusik. Etwas schade bei der an sich recht interessanten Veranstaltung war nur, dass sich traditionelles amerikanisches Essen mal wieder auf Hotdogs, Pommes und Popcorn beschraenkte, wir haetten doch gerne einen Maispfladen probiert.
Zumindest fuer I war es zu einem gewissen Gerade zum Schmunzeln, wie sehr denn ein solch modernes Pow Wow einem Treffen deutscher Trachtengruppen gleicht. Dies ist allerdings vermutlich primaer eine Folge davon, wie westliche Gesellschaften mit kultureller Herkunft umgehen, so unterschiedlich diese auch sein mag, bzw. voellig unabhaengig davon, ob es denn die Kultur ist, die verdraengt wurde oder verdraengt hat.
C haette, wenn sie sich denn nach langen Jahren mal wieder Zoepfe geflochten haette, eher mitgetanzt, aber dafuer war es doch ein wenig zu heiss. Immerhin haette dies dann wieder den Spekulationen ueber blonde Indianer Auftrieb geben koennen, stattdessen gab es genuegend African American Native Indians, wie auch immer sich dies kulturhistorisch erklaeren lassen sollte. Besonders schoen war natuerlich noch die Erkenntnis, dass das Department for Homeland Security nicht etwa eine Folge des 11. September ist, sondern eine ueber 500 jaehrige Geschichte besitzt.

Sonntag, 12. April 2009

Ostern 2009

Dieses Jahr hatten wir wieder unsere eigenen dekorierten Ostereier zur Hand und haben einen Birken-Kirsch-Forsythienstrauch aus dem Garten damit bestückt. F fand das auch ganz klasse und hat beim Eieraufhängen mitgeholfen, was C in leichte Panikattacken bei ihren „doch-so-schön“ handbemalten Eiern versetzte. Aber alles ging gut. Und als CF auf der Suche nach Beiwerk zum Strauch auf mindestens zehn Stofftierhasen aus R und Fs Sammlung stießen, war der Schmuck im Hause CIRF perfekt.


Da CIRF in den letzten Wochen ja genügend Besucher aus der Heimat hatte, und diese sie mit Schoko- und Osterleckereien eingedeckt haben, werden sich CIRF am Ostersonntag mit Genuss an diversen Leckereien erfreuen.
Allerdings erst nachdem F im Garten seinen Anteil selber suchen darf. CIR denken dieses Jahr können sie den Schwierigkeitsgrad etwas erhöhen und müssen nicht wie in der Kirche einen Easteregghunt veranstalten, an dem die Plastikeier mit Schokoladeninhalt offensichtlich auf dem Gras vom Hasen fallen gelassen wurden, sondern können schon Büsche und Bäume bis in Fs Augenhöhe mit Ostereiern bestücken. Und die US-Sicherheitsvariante mit Plastikhülle wird auch kaum Verwendung finden; ein in Alu gewickeltes Ei durchnässt ja auch nicht gleich.
Hühnereier haben wir natürlich auch gefärbt, das ist hier ebenfalls üblich.

Freitag, 10. April 2009

Amerikanische Rohrleitungen

Gestern hatten CIRF mal wieder das Vergnuegen, bei jeder Betaetigung der WC-Spuelung oder beim Ablaufen der Dusche ein verdaechtiges Blubbern in allen benachbarten Ablaeufen zu hoeren. Ok, das Haus von CIRF ist eines der Aelteren fuer die Region, die Leitungen sind in den USA aus europaeischer Sicht generell nicht allzu grosszuegig bemessen und ueberhaupt. Als es allerdings dazu kam, dass die WC-Spuelung nur noch dazu diente, die Kloschuessel zu fuellen und der Badewannenstopfen insofern funktionslos geworden war, als mit oder ohne ihn das Wasser nicht ablief, war dann doch ein gewisser Handlungsbedarf entstanden.
Nach einigen Versuchen mit dem Klo-Puempel und der Leitungsspirale war klar, dies war ausnahmsweise wirklich einmal ein Fall fuer den professionellen Klempner ...
Die Nacht ohne Klo war nicht wirklich spassig, zumal CIRF mal wieder Gaeste im Haus hatten. Heute morgen kam dann der Klempner zum Glueck auch und lokalisierte das Problem ohne grosses Nachdenken nicht etwa in einer verstopften Leitung im oder unter dem Haus, sondern im Hauptkanalanschluss zwischen Haus und Strasse. Mit einer grossen Spirale oder Rohrfraese war die Verstopfung innerhalb von weniger als einer Stunde beseitigt. Der Grund: Nicht etwa Klopapier oder was auch immer sonst durch die Leitungen gehen soll, nein, es waren Wurzeln, die von aussen in das Rohr gewachsen waren. Der Kommentar des Klempners lautete dann kurz und trocken, dass dies leider hier in der Region bei aelteren Leitungen voellig normal waere und immer wieder vorkaeme. Faellt schon etwas schwer zu sehen, dass hier in Virginia von Wurzeln durchwachsene Leitungen als selbstverstaendlich hingenommen werden, waehrend offensichtlich die EU sich gerade damit auseinandersetzt, dass in den naechsten Jahre wirklich jeder Hausanschluss an die Kanalisation auf Dichtigkeit geprueft werden muss. Vielleicht ist es allerdings auch nur die Erklaerung dafuer, warum Plumber Joe im Praesidentenwahlkampf als der Musterfall fuer den amerikanischen kleinen Mittelstand herhalten musste, der von der oekonomischen Krise am haertesten getroffen wird. Anwendung der EU-Regeln hier in Virginia und es ginge Plumber Joe blendend, und das auf Jahrzehnte hinaus. CIRF hoffen allerdings, dass es dazu nicht so schnell kommt und rufen dann doch lieber ab und zu mal den Klempner mit der Fraese statt die Leitung auszutauschen.
Immerhin haben sie den Vorteil im Sommer eine gewisse Zeit nicht zuhause zu sein und damit eine Art Unkrautvernichtungsmittel gegen die Wurzeln in der Leitung anwenden zu koennen, damit es eben nicht ganz so schnell geht mit dem Wurzelwachstum (Tip des lokalen Plumbers und das auch nocht mit dem Hinweis, dass es voellig problemlos als Do-It-Yourself Job erledigt werden koennte – offensichtlich heissen nicht alle Plumber Joe...)

Montag, 6. April 2009

Unbekannte Fortbewegungsmittel

Das liebste Fortbewegungsmittel von F ist derzeit unbestritten sein Fahrrad, um genau zu sein ein hoelzernes Lauflernrad ohne Pedale. Seitdem die Fuesse bis auf den Boden reichen ist F damit kaum zu bremsen und der taegliche Weg zur Spielgruppe sowie Spaziergaenge fuer CIR um so einiges einfacher, da F auf dem Rad locker die Geschwindigkeit eines erwachsenen Fussgaengers erreicht.

Soweit eigentlich nichts besonderes und fuer tausende Kinder in Fs Alter in Deutschland ganz normaler Alltag – anders hier in den USA:
Nicht nur, dass er in der Spielgruppe absolut cool ist, weil er mit dem eigenen Rad kommt, statt von den Eltern im Auto gebracht zu werden, nein, das Laufrad erregt weit mehr Aufsehen, weil es ein in den USA unbekanntes Gefaehrt ist. Sobald F mit dem Rad irgendwo unterwegs ist, werden CIRF staendig darauf angesprochen und es dauert zunaechst auch oft einen Moment bis das jeweilige Gegenueber realisiert, dass es sich um ein Laufrad handelt, das eben keine Pedale hat. Daraus ergibt sich dann schnell das Gespraech ueber Vor- und Nachteile eines solchen Gefaehrtes, das regelmaessig damit endet, dass deutlich bedauert wird, dass so etwas sinnvolles doch hier in den USA nicht erhaeltlich ist. Ist ja auch praktisch, den Gleichgewichtssinn ueben zu koennen, ohne sich dabei noch auf das Treten der Pedale konzentrieren zu muessen und darueber hinaus mit dem Laufrad zumindest ebenso schnell zu sein, wie die nebenhergehenden Erwachsenen. Manchmal sind es offensichtlich gerade die einfachen Dinge, die den wirklichen Unterschied zwischen der alten und der neuen Welt ausmachen.

Vielleicht waere es natuerlich alles anders geworden, wenn Karl Drais nach der Niederschlagung der Badischen Revolution wie so viele seiner Mitstreiter auch in die USA ausgewandert und nicht in Deutschland verblieben waere. Immerhin ein kleiner Punkt in dem die Niederschlagung der Badischen Revolution fuer Deutschland auch etwas positives mit sich brachte. Und sei es auch nur, dass das Draissche Laufrad in Deutschland nicht voellig in Vergessenheit geriet und F als Deutscher in den USA sich jetzt dieses Fortbewegungsmittels erfreuen kann, statt wie seine amerikanischen Altersgenossen auf seltsame Plastikobjekte oder das elterliche Taxi angewiesen zu sein ...

Samstag, 4. April 2009

S’mores


Cirf waren also mal wieder zum Barbeque bei Bekannten eingeladen und neben den unvermeidlichen Huehnerbeinen und Rippchen sollten sie diesmal zum Dessert eine Einfuehung in reale amerikanische Esskultur bekommen: S'more

Was verbirgt sich hinter diesem fast unaussprechlichen Wortungetuem: Die Zutaten sind zunaechst so einfach wie gleichzeitig typisch amerikanisch. Ein Honigkraecker, ein Stueck Hershey-Schokolade – nein, dies ist keine Reklame oder Produktplacement im Blog, sondern nur eine praezise Zutatenangabe, da andere Schokolade offensichtlich nicht geht – und als wichtigstes eine Marshmallow. Als Werkzeuge kommen dann noch ein laengerer hoelzerner Schaschlikspiess und ganz wichtig ein offenes Feuer hinzu. Ohne diese Details kann es keine echten S’mores geben.


Der Marshmallow wird zunaechst auf den Holzspiess gesteckt und ueber der offenen Flamme geroestet. Kleinere offene Flammen oder ein brennender Marshmallow fallen unter Randprobleme und werden einfach ausgepustet. Waehrend der Marshmallow also schoen braun – oder eben leicht schwarz – wird, dehnt er sich ungefaehr auf das doppelte seines regulaeren Volumens aus und verliert dabei gleichzeitig alle Festigkeit. Sobald er gar ist, d.h. eigentlich vom Spiess zu fallen droht, kommt er vom Feuer und wird sodann zusammen mit der Schokolade zwischen zwei Stuecke des Kraeckers gepresst. Etwas akuehlen lassen und fertig ist der S’mores.
Ueber den Geschmack laesst sich trefflich streiten, zumindest I steht auf dem Standpunkt, dass zwar die Zubereitung ganz witzig ist, dass Resultat dann aber eben doch nichts so recht fuer den europaeischen Gaumen.
Immerhin, bei einem S’mores duerfte es sich neben dem Hamburger unumstritten um ein Stueck original amerikanischer Kueche handeln. Vielleicht ist die Wahrheit ueber die amerikanische Kueche dann eben doch, dass es ganz wichtig ist, alles so zu kombinieren, dass es garantiert ohne Besteck gegessen werden kann, nachdem es zuvor zu einem warmen mehrlagigen Etwas zusammengebastelt worden ist.

Hoch hinaus











Im Botanischen Garten gab es als Highlight der Vorsaison, d.h. noch vor dem Erbluehen der Azaleen und dem Fluegge werden der drei Seeadler-Kuecken(*), die Tree-Climbing Competition. Das konnten sich CIF nicht entgehen lassen und so sind sie auch endlich einmal in den Teil des botanischen Garten gekommen, den sie bislang immer links liegen gelassen haben, den „enchanted forest“ den Wald.
Im Wald dann auch gleich zahlreiche abgesperrte Areale in denen sich professionellen Baumpfleger damit beschaeftigten zu ermitteln, wer denn am schnellsten auf eine gut 20m hohe Kiefer klettern kann oder eben auch im Bedarfsfall einen Verletzten Kollegen aus der Krone eines solchen Baumes abzuseilen. Daneben noch ein paar Staende, die versuchten Kettensaegen oder Holzhaecksler an den Mann zu bringen, und jede Menge neugierige Zuschauer. Das ganze war jedoch keine der amerikanischen Lumber-Jack Competitions, die sich ja auch gelegentlich im Nachtprogramm deutscher Sport-TV-Sender finden, sondern ein lokales und damit authentisches Event der oertlichen Baumfaell- und –pflegeszene.
Neben dem Kletterwettbewerb fuer die Profis gab es fuer Kinder die Moeglichkeit selber einmal zu probieren, mit voller Kletterausruestung auf einen Baum zu kommen. F hatte der Helm absolut fasziniert und so musster er diesen dann auch unbedingt ausprobieren, als es an der Kinderkletterstelle gerade einmal leer war. Auf die Faszination fuer den Helm folgte dann auch gleich die freundliche Frage, ob er denn auch versuchen wolle, auf den Baum zu klettern und siehe da, F wollte es natuerlich gerne, obwohl die Kletterei eigentlich fuer etwas aeltere Kinder als ihn gedacht war. Darauf bekam er dann zum Helm auch das entsprechende Gurtgeschirr an und nachdem er sicher darin verschnuert war, wurde er am Fuehrungsseil eingehakt und bekam erklaert, wie er sich Hand ueber Hand damit am Baum nach oben ziehen kann.

Nach kurzer Erklaerung hatte er die Bewegung tatsaechlich begriffen und ab ging es nach oben, wenngleich auch eher am Sicherungsseil gezogen, als denn wirklich selber geklettert. Die Reichweite der Haende ist eben doch noch zu klein und die Kraft auch nicht wirklich ausreichend, aber er wusste wie es geht und dann ist etwas Unterstuetzung ja auch voellig ok. In gut zweieinhalb Metern Hoehe fragte ihn dann der sichernde Waldarbeiter ob alles ok sei und er weiter nach oben wolle. Genauso sicher, wie er dies vorher immer bejaht hatte, kam jetzt das Nein auf die Frage des weiter kletterns. Offensichtlich war dies genau die Hoehe, bis zu der er wollte (I haette fuer die Vergleichbare Hohe ja auch schon fast fuenf Meter nach oben auf den Baum gemusst... zumindest auf die jeweilige Koerpergroesse bezogen.)

C und I fanden das ganz toll, was sich F so getraut hat und vor allem, dass er auch genau wusste, wieweit es fuer ihn ok war.
In zweieinhalb Metern Hoehe wurde das Seil dann noch kurzerhand zur Schaukel umfunktioniert und F hat es offensichtlich genossen, bevor es dann wieder auf den sicheren Boden ging.

(*)Wer den Weisskopf-Seeadlern uebrigens mal ins Nest schauen will, dem sein die Eagle Cam des Botanischen Gartens empfohlen oder die zugehoerigen Slide-Shows.